Die Frage lässt sich ziemlich einfach beantworten: KONFLIKTE!
Unsere Leben sind voller Konflikte. Könnt ihr euch noch immer an das eine Mal erinnern, als eure Mathelehrerin euch rausgeschmissen habt, weil sie völlig ungerechtfertigterweise geglaubt habt, ihr hättet nicht aufgepasst, obwohl ihr nur ganz kurz die Augen zugemacht? Macht euch das noch immer wütend?
Und genau das ist ein guter Konflikt: Ein Aufeinanderprallen von widerstreitenden Ansichten oder Interessen. Etwas, das euer Blut in Wallung bringt.
Warum sind Konflikte so wichtig?
Konflikte lassen eure Charaktere lebendig werden und verleihen ihnen eine Persönlichkeit. Wie reagiert euer Protagonist auf Hindernisse? Ignoriert er sie und rollt sich in einer Ecke zusammen, um zu weinen oder kämpft er mit voller Inbrunst dagegen an? Welche Entscheidungen trifft er, um sein Ziel zu erreichen? Welche Opfer ist er bereit einzugehen? Wir lernen einen Charakter erst dadurch kennen, wie er mit den Steinen umgeht, die ihm in den Weg gelegt werden.
Was für Konfliktarten gibt es?
Es gibt es externe und interne Konflikte.
Externe Konflikte können zwischen zwei Individuen bestehen (zum Beispiel, ganz klassisch: Antagonist vs Protagonist) oder der Gesellschaft und einem Individuum. Aber natürlich gibt es auch andere Konflikte, die man nicht außer Acht lassen sollte, wie Natur, Maschinen und selbst Freunde, die sich gegen Protagonisten stellen. Ein Beispiel ist Neville in der Stein der Weisen, der sich Harry in den Weg stellt, um ihn zu beschützen.
In Fantasy ist auch Gesellschaft vs Individuum sehr beliebt. In Maze Runner, versuchen die Läufer das Labyrinth zu verlassen, doch das ist sehr schwierig, denn jede Nacht schließt sich das Tor und die Wände verschieben sich.
Was ich bei Maze Runner großartig fand, war, dass das Buch nicht nur Antagonist und Protagonist, sondern auch zwei moralische Ansichten gegenübergestellt hat.
WICKED, also die Firma, die die Jugendlichen in das Labyrinth gesteckt hat, quält sie schließlich nicht grundlos. WICKED hat eine Agenda und zwar versuchen sie auf diese - moralisch fragwürdige Art - ein Heilmittel gegen einen Virus zu finden, der die Menschheit auszulöschen droht.
Daher würde ich hier sogar eine Zusatzkategorie einfügen: den moralischen Konflikt. Denn erst dieser verleiht der Geschichte eine tiefere Bedeutung.
So wird bei Maze Runner die Frage aufgeworfen, was moralisch gesehen richtig ist: Sollte man das Wohlergehen der Allgemeinheit über das Wohlergehen des Einzelnen stellen?
In Star Wars oder Herr der Ringe, stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, für das Gute zu kämpfen, ganz gleich, wie schlecht die Aussichten sind. Wie weit gehen die Protagonisten, um ihr Ziel zu erreichen? Würden wir als Leser das gleiche tun?
Wenn ihr einen moralischen Konflikt in eure Geschichte einfügt, werdet ihr dem Leser etwas zum nachdenken geben, lange nachdem er euer Buch zurück ins Bücherregal gesteckt hat.
Weiter zu den internen Konflikten.
Ich persönlich finde interne Konflikte unendlich interessant, denn es handelt sich dabei um persönliche Kämpfe, den nur das Individuum selbst lösen kann - oder eben nicht. Schuld, Zweifel, Angst - das alles sind Anzeichen für einen guten internen Konflikt.
In Herr der Ringe kämpft Frodo ständig mit sich. Muss er den Ring wirklich ins Feuer schmeißen? Kann er ihn nicht einfach für sich behalten?
Das Zusammenspiel zwischen internen, externen und moralischen Konflikten ist es, was eurer Geschichte Spannung und euren Charakteren eine Vielschichtigkeit verleiht.
Wie also kreiere ich gute Konflikte?
Mein Tipp: Denkt einfach darüber nach ‘Was sein könnte’ - und damit meine ich nicht, dass ihr euch Ponyhof, Regenbogen Szenarien ausdenken solltet. Ganz im Gegenteil. Überlegt, wie ihr euren Protagonisten durch so viel Leid wie möglich manövrieren könnt. Dabei könnt und solltet ihr sogar Unterhandlungen (auch sub-plots genannt) einfügen, in denen ihr kleinere Konflikte abhandelt. Diese Konflikte müssen sich dann immer weiter zuspitzen, um die Spannung zu erhöhen, bis ihr zum Konflikt der Haupthandlung kommt. Dem Endgegner eures Protagonisten sozusagen. Den Konflikt, dem er überwinden muss!
Aber Moment… warum muss er oder sie den Konflikt überhaupt überwinden?
Etwas muss auf dem Spiel stehen
Ihr müsst eurem Leser vor Augen führen, was auf dem Spiel steht. Denn erst, wenn etwas auf dem Spiel steht, bekommt der Konflikt überhaupt eine Bedeutung.
Stellt euch dazu einfach einen Fantasy Roman vor. Die Protagonistin lernt, dass sie eine Magierin ist. Klar, man kann nun hingehen und ein ganzes Buch darüber schreiben, wie wunderbar sie ihre Kräfte nutzen kann, ohne dass ihr irgendwelche Konsequenzen drohen. Aber wäre es nicht nicht viel spannender, wenn sie ihre Kräfte nicht benutzen darf? Wenn ihr Verfolgung und Tod drohen, sobald sie sie benutzt? Aber was, wenn sie sie benutzen muss, um ihren Freund zu retten?
Das ist jedenfalls die Art von Roman, die ich lesen würde.
Es darf auch nicht irgendetwas auf dem Spiel stehen, sondern etwas FUNDAMENTALES, das auch für eure Leser eine Bedeutung hat.
Und was ist schlimmer, als der Tod?
Der Tod
Das höchste, was auf dem Spiel steht, ist immer der Tod - sowohl körperlich als auch emotional.
In Patrick Rothfuss’ Der Name des Windes findet sich Kvothe in Tabean wieder, nachdem seine Familie von den Chandrian getötet wurde. Wenn er es nicht schnell lernt, sich an das Leben auf der Straße anzupassen, wird er sterben. Er ist dem Tod durch Verhungern, Gewalt und Kälte ausgesetzt. Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber ich konnte das Buch nicht weglegen, bis ich wusste, dass er sicher war.
Auch ein seelischer Tod kann sehr mächtig sein. So ist Bella völlig am Ende, als Edward in New Moon mit ihr Schluss macht. Sie kann einfach nicht ohne ihn Leben. Ihr droht ein emotionaler Tod.
Konflikte spielen eine sehr wichtige Rolle in der Zuspitzung von Spannung in Geschichten. Daher schlage ich vor, euch bei jedem Kapitel die Frage zu stellen, was für einen Konflikt euer Protagonist ausgesetzt ist und was die Konsequenzen sind, die ihm drohen, wenn er versagt. So erschafft ihr im Handumdrehen eine spannende Geschichte, die eure Leser nicht weglegen können.
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